Pressestimmen

Eine eingeschworene Gemeinschaft

Herrenberg: Ein Nachmittag zum Schnuppern und Ausprobieren in der Musikschule weckt die Liebe zur Musik

Veranstaltung 25.04. 2015, Bericht 27.04. 2015

Die "BlechMafia" bei ihrem Auftritt in der Herrenberger Musikschule GB-Foto: Holom 

"Tanzbar - Die BlechMafia Nürnberg bewegt!" heißt das Programm, mit dem die sechs Musiker im Studio der Musikschule Herrenberg auftreten. In jedem einzelnen Werk des Abends dreht es sich um den Tanz - im weiteren, aber auch im engeren Sinne. 

Ein eingespieltes Team sind sie, diese sechs Musiker, die schon während des Studiums oder auch beim gemeinsamen Musizieren in der Frankenmetropole Nürnberg zusammenfanden. Dort bald gerne zu sechst genommen und als eingeschworene Gemeinschaft wahrgenommen, kamen sie schnell zu ihrem heutigen Namen "BlechMafia Nürnberg", unter dem sie sogar im fernen Australien bekannt sind. Dabei stammen sie aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands und der ganzen Welt, was auch in der Zusammenstellung ihrer musikalischen Programme seinen Widerhall findet.


Tanzbares Programm

Für ihr Konzert im Studio der Musikschule Herrenberg haben sie das Thema "Tanzbar" ausgewählt, alles dreht sich um den Tanz an sich oder in seiner stilisierten Form. Man könnte das Programm also kaum würdiger beginnen als mit dem Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms, in einer mit vielen pfiffigen und jazzigen Elementen aufwartenden Bearbeitung von Robert Elkjer, die mit dem Brahmsschen folkloristisch geprägten Original relativ wenig zu tun hat, aber hervorragend zu der Besetzung mit fünf Blechbläsern und Schlagzeug passt. Und schon hat die "BlechMafia" mit Regina Scherer und Michael Kraus an den Trompeten, Gabi Lüdenbach (Horn), dem Australier Stephen Jenkins (Posaune), Susumu Kakizoe aus Tokio (Tuba) und Georg Batz, dem einzigen waschechten Franken und Schlagzeuger des Ensembles, ihr Publikum fest im Griff. Dies auch dank der ungekünstelten Moderation, in der sich Michael Kraus und Regina Scherer geschickt die Bälle zuspielen.

An den Hof von Queen Elisabeth I. fühlt man sich ganz klassisch zurückversetzt, als gleich nach dem jazzigen Ausflug in die ungarische Puszta in vollem Bläserton die "Fancies, Toyes & Dreames" von Giles Farnaby erklingen, hübsche kurze episodische Stücke mit programmatischen Titeln, arrangiert von John Iveson. Eindeutig turbulenter geht es in Percy Aldridge Graingers "Shepherds Hey" zu. Dort peppt ein Schäfer sein eintöniges Leben wohl durch etwas zu viel des Hochprozentigen auf, und der Tanz endet wesentlich wilder als er begann, das Ganze in einem Arrangement von David Stanhope.

Leonard Bernsteins "Dance Suite" soll das einzige im Original für diese Besetzung komponierte Stück des Abends bleiben. 1989 entstanden, ist es das letzte fertiggestellte Stück des Komponisten. Mit der für Bernstein so typischen Harmonik und markanten Rhythmen spiegeln die fünf kurzen Stücke sehr schön das moderne Ambiente des Studios und bilden einen aparten Kontrast zu dem von Stephen Jenkins, dem Posaunisten des Ensembles, bearbeiteten Potpourri von Melodien aus dem Ballett "Schwanensee" von Piotr Iljitsch Tschaikowsky, das hier unter dem Titel "Black Swan" zur Aufführung kommt.

Ohne viel Federlesens stürzen sich die sechs Musiker nach der Pause gleich in die "Tritsch-Tratsch-Polka" von Johann Strauss (Sohn), dieses Stück hat die Trompeterin Regina Scherer für die "BlechMafia Nürnberg" arrangiert. In der 1977 komponierten "Suite Americana" des 1941 geborenen Enrique Crespo aus Uruguay bereitet es Vergnügen zu hören, wie der Komponist es versteht, die Möglichkeiten der Blechblasinstrumente voll auszuschöpfen. In alle vier Sätze der Suite sind süd- und mittelamerikanische Melodien mit eingeflossen, und die technischen Herausforderungen bringen die Spieler kräftig ins Schwitzen, womit sie allerdings auch höchst publikumswirksam und charmant kokettieren. Es folgt das groß angekündigte Solo des Tubisten Susumu Kakizoe im von Stephen Jenkins bearbeiteten "Im Krapfenwaldl" von Johann Strauss (Sohn). Dabei brilliert er aber zur allgemeinen Erheiterung mit Kuckuckspfeife und Kanarienvogelgezwitscher. Stephen Jenkins Eigenkomposition "Speakeasy Suite" rankt sich um Evergreens aus den Jahren der amerikanischen Prohibition. "The Charleston", "St. James Infimary" und "Aint Misbehavin" gewähren einen musikalischen Blick in die nur hinter vorgehaltener Hand "weiterempfohlenen" Clubs dieser Zeit. Mit einer Zugabe des gleichen Genres bedankt sich die "BlechMafia Nürnberg" bei ihrem begeisterten Publikum im Studio der Musikschule Herrenberg. Dass die sechs auch anders können, zeigen sie in einer weiteren, der Klezmer-Musik gewidmeten und zum Schluss, wie könnte es bei einer "BlechMafia" anders sein, mit dem berühmten Walzer aus dem Film "Der Pate".

Nicola Hollenbach

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