Pressestimmen
Argumentieren und trommeln für den fairen Handel
Herrenberg: Der Weltladen und seine Mitarbeiter präsentieren in der Fußgängerzone ihre Forderungen zur Bundestagswahl
Argumentieren und trommeln für den fairen Handel
Der Plan soll Unternehmen dazu anhalten, bei ihrer Produktion für menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu sorgen und Umweltstandards einzuhalten. Zwar habe die Bundesregierung am 21. Dezember 2016 den Nationalen Aktionsplan verabschiedet, allerdings nur auf freiwilliger Basis. "Wir wissen alle, dass es dann nicht eingehalten wird", meint Wolz trocken. Deshalb sei es ihnen ein zentrales Anliegen, den Plan verbindlich zu machen. "Dann hätten beispielsweise Näherinnen in Bangladesch die Möglichkeit, Beschwerde einzulegen, wenn der Plan nicht eingehalten wird."
Ein anderer Wunsch ist, das Bewusstsein der Menschen für ihr Konsumverhalten zu bilden. Auch die "Zehn Thesen für einen Marshallplan mit Afrika" liegen aus, die Entwicklungsminister Gerhard Müller kürzlich präsentierte. "Ich halte sie für sehr wichtig", meint Wolz. Zwar kenne er die Kritik der Experten, dass die Thesen zu eurozentrisch seien und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den afrikanischen Ländern zu neuer Ausbeutung führen könnte, doch "jede Aktion, die für Afrika gemacht wird, ist gut, weil sie die Situation dort stärker ins Bewusstsein rückt". Eine Intention des Marshallplans mit Afrika ist es, Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu bekämpfen. Ein Thema, das auch dem Herrenberger Weltladen am Herzen liegt.
Insgesamt acht Vereinsmitglieder sind am Samstagvormittag auf den Beinen, um die Besucher zu informieren und mit Knabbereien zu versorgen. Doch das Inte resse ist eher gering: "Es ist zwar da, aber nicht sehr groß", bedauert der Vorsitzende. Vor allem Stammkunden schauen vorbei, halten an und möchten mehr erfahren. Nur zwei Besucher haben bis um 12 Uhr die Gelegenheit genutzt, ihre Wünsche für eine gerechtere Zukunft an die Stellwand zu pinnen.
Seit 1974 existiert der Verein Partnerschaft Dritte Welt und der Weltladen in der Stuttgarter Straße. Vereinsmitglied Georg Stickel berichtet stolz, dass der Laden in Herrenberg einer der ältesten Deutschlands sei. In Deutschland gebe es ungefähr 800 Weltläden. Davon seien 500 Mitglieder im Weltladendachverband, so wie das Herrenberger Geschäft.
Neben den Trommlern hat Michael Kohler auf einem Tisch ein Memory zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ausgebreitet. Bis 2030 sollen sie weltweit umgesetzt werden. Kohler ist Bananologe und Mitglied im Verein. Beispielhaft deckt er eine quadratische Holztafel auf - "Kritischer Konsum" ist darauf zu lesen. Das dazu passende Pärchen erläutert, was darunter zu verstehen ist, nämlich nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherzustellen. "Es wird zu viel weggeschmissen und wir machen uns zu wenig Gedanken, woher unsere Lebensmittel kommen", meint Kohler dazu. Das Spiel könne man sich beim Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg ausleihen, erklärt er. Ihm persönlich seien vor allem die Ziele kritischer Konsum, eine bessere Infrastruktur, Frauengleichstellung und nachhaltiges Wachstum wichtig. "Wir können die Erde nicht unendlich ausbeuten."
Weltladen-Stammkundin Elisabeth Knapp merkt an, dass "wir am Ast sägen, auf dem wir sitzen". Doch man dürfe sich davon nicht niederdrücken lassen, sondern schauen, an welchem Punkt und sei er noch so klein, man selbst etwas machen könne.
Gäubote vom 15.05.2017, Anke Kumbier