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Bach-Harmonien verzieren bekannte Titel

Ausverkaufte Jazz-Matinee

Bach-Harmonien verzieren bekannte Titel

Mit dem Stuttgarter Jazz-Trio Roland Weber (Vibrafon), Martin Wiedmann (Gitarre) und Markus Bodenseh (Kontrabass) konnte Ulrike Goldau sehr gefragte Jazz-Künstler organisieren. Und diese legen mit dem Titel "No Moon at all" aus den 1950er Jahren auch direkt los. "Wir haben das Stück allerdings ein bisschen verändert", verrät Roland Weber. "Und mit ein paar von Johann Sebastian Bach geklauten Harmonien gemischt." Und so zupfen Gitarre und Kontrabass, zusammen mit den melodischen Tönen des Vibrafons, eine Mischung aus Melodien längst vergangener Zeiten.

Das Trio gibt bei seinem Auftritt immer wieder kleine Anekdoten zu den einzelnen Stücken zum Besten. So erfahren die Gäste einiges über die Entstehungsgeschichten und Komponisten, die hinter den Werken stecken. "Um den nächsten Titel gibt es ein paar Streitereien", erzählt Weber, als sie das italienische Lied "Spleen" beginnen. Der Akkordeonist Richard Galliano habe dieses Lied komponiert. "Nur klingt es ähnlich wie ein italienisches Volkslied. Sehr ähnlich. Fast gleich, um genau zu sein", schmunzelt Roland Weber. "Uns ist das aber egal, wir spielen es trotzdem."

Mit Italien können die drei Jazz-Musikanten sich prima identifizieren, schließlich treten sie einmal im Monat in einem italienischen Restaurant in Stuttgart auf. "Vor acht Jahren haben wir damit begonnen, dort als Trio aufzutreten", erinnert sich Roland Weber. Das sei sehr gut angekommen. So gut, dass die drei Männer mittlerweile gemeinsam auf vielen Veranstaltungen musizieren. Und das, obwohl jeder von ihnen noch in einer anderen Band spielt. "Den Leuten gefällt unsere Form von Jazz, die etwas ruhigere, entspannte Weise", vermutet Roland Weber. "Inzwischen sind wir aber auch ein gut eingespieltes Team." Jeder bringe Musikideen ein, so habe sich ein ganzes Repertoire an Stücken angesammelt. Viele Lieblingstitel der drei sind auch an diesem Vormittag mit im Programm. Zum Beispiel Ray Nobles "The touch of your lips", das sich als ein Lieblingssong von Gitarrist Martin Wiedmann entpuppt. Ebenso wie "Tenderly" von Walter Gross. Aber auch Filmmusiktitel oder Jazzadaptionen von populären Musikstücken wie John Lennos "Imagine" gehören zu den Spezialitäten des Trios. Ebenso wie musikalische Zeitreisen durch die 1970er, mit Stücken wie "Little Sunflower" von Trompeter Freddie Hubbard. Mit der jazzigen Version des brasilianischen Volkslieds "Summer Samba" entführen Weber, Wiedmann und Bodenseh ihr Publikum schließlich aus dem kalten Deutschland in die südamerikanische Wärme. Ebenfalls für sonnige Gefühle im Februar sorgt auch die indianische Melodie "Witchi Tai To" von Jim Pepper. "Ein kultisches Musikstück", kommentiert Roland Weber die Titelwahl. "Für die Indianer etwas Heiliges".

Die Leidenschaft und Musikbegeisterung der Künstler kommt bei den Zuhörern gut an. Immer wieder werden besonders knifflige Soloeinlagen mit begeistertem Applaus quittiert. Jedes Instrument erlebt seinen besonderen Augenblick, wird bei einem Titel besonders hervorgehoben. Am Ende des Vormittags sind nicht nur die Zuschauer begeistert von den Musikern. Auch das Jazz-Trio freut sich über die Begeisterung, die ihnen heute entgegengekommen ist. "Hier ist es sehr schön", findet Roland Weber. "Ein schöner Raum, ein interessiertes Publikum, ein ausverkauftes Haus - was will man mehr."

 

Gäubote, 04.02.2019                        Jenny Spitzer

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