Pressestimmen
Backpfeife für 100 Jahre aufgeschoben - aber nicht aufgehoben
Schüler der Musikschule bilden für die Märchenoper "Dornröschen" von Carl Reinecke ein kleines Ensemble
Die Gesamtleitung hat Gesangslehrerin Cordelia Hanus, die theaterpädagogische Betreuung obliegt Helga Philipp, und die in weiten Strecken durchaus anspruchsvolle "Pianoforte-Begleitung" übernimmt Harald Streicher zuverlässig und versiert am Flügel. Schulleiterin Ulrike Goldau begrüßt die Gäste und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen, wie man auf die Idee verfiel, im Jubiläumsjahr einmal wieder eine kleine Oper zu inszenieren, berichtet von den langwierigen und aufwendigen Vorbereitungen dazu, aber auch von der Freude, die alle Beteiligten daran hatten, und die sich nun auch dem Publikum mitteilen möge.
Bevor der in düsterem Moll gehaltene unheilvolle Ereignisse ankündigende und im hoffnungsvollen Dur endende Prolog mit den Worten "Vorhang auf, Vorhang auf!" Theateratmosphäre aufkommen lässt, spricht eine kleine Fee (Luisa Göldner) die Eingangsverse. Mit denen der eigentlichen Geschichte vom "Dornröschen" fährt der Sprecher (Arne Rubehn) fort, so dass sich im nächsten Bild schon die zwölf Feen in wehenden weißen Gewändern voll Entzücken um die Wiege mit der neugeborenen Prinzessin scharen, um ihre guten Gaben darzubringen, bis die 13., wütend darüber, nicht zum Fest geladen worden zu sein, ihren unglückbringenden Fluch ausspricht (Feen: Silvia Fansi Tchonko, Clara Goering, Marisa Pattosien, Lola Weber, Irene Glaser, Jean Leopold, Elfriede Walz, Laura Zinser, Marianna Kämpfe, Cornelia Silcher, Henriette Vogel, Maya Wulz und Jule Würth).
Dornröschen (Laetitia Feige), inzwischen zum jungen Mädchen herangewachsen und neugierig auf die Welt, betritt in einem langen rosafarbenen Prinzessinnenkostüm die Bühne, singt noch ein fröhliches Lied, wird bald jedoch angelockt vom unheilkündenden Gesang der Spinnerin (Laura Zinser), und das Unglück nimmt seinen Lauf. Das Mädchen sticht sich an der Spindel, verfällt in einen 100 Jahre währenden Schlaf und mit ihr alle Bewohner des Schlosses samt der Dienerschaft. Nur die Fliegen (Silvia Fansi Tchonko, Irene Glaser, Jean Leopold und Lola Weber), angetan mit einer schwarzen Fliegenbrille, schwirren noch munter umher und singen ein Tanzlied, wobei die Kinder aus der musikalischen Grundstufe, auch auf der Bühne angeleitet von ihren Lehrerinnen Valentina Schrull und Sabine Blasberg, den tänzerischen Part haben.
Der Gesang der guten Feen folgt, und die Sage von Dornröschen verbreitet sich auf musikalische Weise im ganzen Land (Erzählerin: Irene Glaser). Viele Königssöhne verlieren in der Absicht, das sagenumwobene Dornröschen zu sehen und für sich zu gewinnen, im Kampf mit der Dornenhecke ihr Leben, die sich schon längst fest um das Schloss geschlossen hat. Aber als die 100 Jahre verstrichen sind, erkühnt sich wieder ein Jüngling königlichen Geblüts (Joris Rose), das riskante Unterfangen auf sich zu nehmen, und für ihn öffnet sich die Dornenhecke auf wundersame Weise. Er erweckt Dornröschen mit einem Kuss aus seinem Schlaf, und Dornröschen und der Prinz verleihen ihrer Freude mit einem anrührenden Duett Ausdruck. Leben regt sich im Schloss, alles erwacht und die beiden ziehen, begleitet von einem Herzchenkonfetti streuenden kleinen Mädchen, als Brautpaar durch den Saal.
Für das Schlussbild zum Gesang der guten Feen erscheinen noch einmal alle Akteure auf der Bühne im Studio der Musikschule Herrenberg, aber natürlich erst, nachdem der Koch dem Küchenjungen seine auf 100 Jahre aufgeschobene Ohrfeige verabreicht hat, um sich ihren langanhaltenden und überaus verdienten Applaus abzuholen.
Die Samstagaufführung hatte diese Besetzung; Sophia Dongus (Dornröschen), Larissa Koch de Souza (Spinnerin), Arne Rubehn (Königssohn) und als Erzähler Joris Rose. -nh-
Gäubote, 19.03.2018 Nicola Hollenbach