Pressestimmen
Bei "Peter und der Wolf" wird es mucksmäuschenstill
Herrenberg: Das Jugendsinfonie- und das Vororchester der Musikschule spielen auf der Stadthallenbühne
Bei "Peter und der Wolf" wird es mucksmäuschenstill
Doch zunächst spukt es, ein "Ghost in the living Room" (komponiert von Susan H. Day) treibt nämlich sein Unwesen, und wenn die Streicher-Eleven des Vororchesters Violontissimo unter Leitung von Diana Poppei auf der großen Bühne der Stadthalle ihre Glissandi die Saiten herauf- und herunterrutschen, möchte man es beinahe glauben, aber schon ist der Spuk vorüber, und die kleinen Geister lassen sich brav und geläutert zu Meghan Trainors "Lips are moving" von ihrem "Mitschüler" Leon Hanesch am Stage-Piano begleiten.
Als das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Herrenberg dann zu dem zentralen Werk des etwa 70-minütigen Konzerts "Peter und der Wolf" von Prokofjew auf der Bühne Platz genommen hat, wird es mucksmäuschenstill im Saal, und alles lauscht auf den Beginn der Erzählung. Fiona Schneider, die an diesem Tag eigentlich nur ihren Trompetenpart im Orchester hatte spielen wollen, erklärte sich in der Woche zuvor kurzfristig bereit, anstelle der ursprünglich vorgesehenen Sprecher der Herrenberger Jugendbühne, deren Rolle zu übernehmen.
Sie meistert die Aufgabe mit Bravour und nimmt die Zuhörer mit auf die Reise ins ländliche Russland. Dort begeht der kleine Peter eines Tages die Nachlässigkeit, die Gartentüre offen zu lassen, was die Ente zu einem Bad im nahe gelegenen Teich mit fatalen Folgen für sie verleitet. Die Oboe verleiht ihr eine Stimme, mit der sich mit dem Vogel, der sich für sein Tirilieren der Flöte bedient, trefflich streiten lässt. Die Klarinette zeigt lautmalerisch, wie sich die Katze auf leisen Sohlen anschleicht, doch den Vogel kriegt sie nicht, Peter hat ihn gewarnt, und er flüchtet auf einen Baum. Der Wolf nähert sich mit dem Klang dreier Hörner, der Großvater schickt Peter mit der tiefen Stimme des Fagotts in den Garten zurück. Doch dieser rächt den Tod der mittlerweile vom Wolf verspeisten Ente mit dessen Gefangennahme, wobei sich der Vogel als listiger Gehilfe erweist. Die Pauken feuern Gewehrschüsse der Jäger ab, doch so freundlich, wie das ihm von Prokofjew zugedachte Leitmotiv der Streichinstrumente ist auch Peters Charakter, er plädiert dafür, den Wolf nicht zu erschießen, sondern in den Zoo zu bringen, was im Triumphzug geschieht.
Ein weiterer Hauptblock des Konzerts beschäftigt sich mit Filmmusik. Zu dem 1984 gedrehten Gangster-Epos "Once upon a Time in America" des Regisseurs Sergio Leone schrieb der vielfach ausgezeichnete Filmkomponist Ennio Morricone die Musik. Ein musikalischer Querschnitt des Streifens, im Arrangement von Ted Parson, vermag die jugendlichen Orchestermitglieder offensichtlich ganz besonders zu begeistern, ebenso wie die von Maurice Jarre geschriebene Filmmusik zu "Lawrence von Arabien" in einer Bearbeitung von John Mortimer. Mit Howard Shores Klängen zu "Lord of the Rings" (The Fellowship of the Ring), arrangiert von John Whitney, endet dieser Konzert-Abschnitt, und die Mitglieder des Vororchesters vereinen sich nun mit dem Jugendsinfonieorchester zu einem großen Klangkörper, um gemeinsam Richard Meyers "Festival Rondo", ein Stück, das drei Orchester unterschiedlicher Ausbildungsstufen zusammenzubringen vermag, auf die Bühne zu bringen. Das ergibt ein schönes Schlussbild für das Konzert - und animiert das Publikum in der Stadthalle zu begeistertem Applaus. -nh-
Gäubote 9. Mai 2017