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Blues mit neuem frechem Schwung

Herrenberg - Die schmutzige Blues-Gitarre und das Akkordeon ergänzen sich vorzüglich.

Blues mit neuem frechem Schwung

Dass Sängerin Verena Köder zur Band gehörte, als Heiko Mall einstieg, scheint sehr unwahrscheinlich. Die junge Frau zeigt sich inmitten der gestandenen Musiker sehr wandlungsfähig. Und wandlungsfähig gibt sich auch die Gruppe selbst: Verblüffend, wie Verena & The Paradise Club sich an die unterschiedlichsten Stile heranmachen, mit elektrischer und akustischer Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug und Akkordeon.

Vor allem das Akkordeon sticht hier als Exot heraus, wenn die Band sich nicht eben einen Musette-Walzer zulegt. Einen steinalten Blues wie "It hurts me too" (zuerst aufgenommen 1940 vom Slide-Gitarristen Tampa Red; heute noch einigermaßen bekannt in einer Version von Eric Clapton) hat man so tatsächlich noch nicht gehört: Heiko Malls elektrische Gitarre klirrt den brüllenden Schmerz hi naus; darunter wiegt sich rhythmisch das Akkordeon von Richard Blintz. Ungewöhnlich.

Mall stammt aus Tübingen, der Rest der Band ist von weither zusammengewürfelt: Verena Köder, die sich beim Blues in eine knurrende Wölfin verwandeln kann, kommt aus Burgstetten, Richard Blintz aus Kornwestheim. Kontrabassist Peter Gropp nimmt den weiten Weg aus Bretten bei Karlsruhe auf sich; Schlagzeuger Colin Jameson kommt gar aus Bad Bergzabern. So locker wie von einem Bundesland ins andere springen Verena & The Paradise Club vom "uralten Blues" zum Pop, zu Latin und zum Jazz. "Jazz hört man nicht mehr, im Radio?", fragt Heiko Mall.

Mitnichten, sagt er, und seine Band beweist es: "Valerie", das jeder kennt, von Amy Winehouse, klingt im Studio der Herrenberger Musikschule noch ein wenig jazziger, unterlegt mit einem feinen, federnden Rhythmus.

Von dort geht es in die fast noch aktuellen Hitparaden mit "All about the Bass", bei dem Bassist Peter Gropp zumindest die ersten Verse singen und später ein Solo auf seinem Instrument einliefern darf. Bei "Night and Day", gleich nach der Pause, lässt sich sehr leicht der Latin-Rhythmus hervorkehren; "La Fiesta" gehört zu den bekanntesten Stücken des Jazz-Pianisten Chick Corea.

Verena & The Paradise Club gleiten in heiterer Spiellaune über die Genres hinweg; das Akkordeon wiegt sich oder pumpt, die Sängerin wird vom wunden Tier zum verspielten Mädchen, die Gitarre tanzt, das Schlagzeug trippelt. Und immer wieder schlägt die Band von Jazz und Pop auch Brücken in die Vergangenheit, spielt echten Rock und überrascht mit frechem Schwung.

 

 

Gäubote, Dienstag 07.02.2017                                           Thomas Morawitzky

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