Pressestimmen

Das Werk Robert Schumanns steht im Mittelpunkt

Der Pianist Harald Streicher konzertiert im Studio der Musikschule

Denn in Anbetracht der Tatsache, dass sich der Pianist Harald Streicher während seines Studiums schwerpunktmäßig mit Kammermusik und Liedbegleitung befasste, erst seit etwa zehn Jahren systematisch sein Solo-Repertoire ausbaut, und im Rahmen dessen auch schon sämtliche Klaviersonaten Ludwig van Beethovens im Studio der Musikschule vorgetragen hat, ist die Auswahl der Klavierwerke von Robert Schumann, die immerhin zwei pianistisch sehr anspruchsvolle "Brocken" beinhaltet, bemerkenswert.

Gefällig, mit einem Stück "für Damen", wie Robert Schumann selbst etwas ironisch über seine "Arabeske" in C-Dur, op. 18 bemerkte, startet Harald Streicher ins Programm. Das fortlaufende ornamentale Thema des als Rondo mit zwei Mollteilen angelegten Stücks nimmt er recht bodenständig, gleich einem musikalischen Spaziergang, weniger als duftiges Stimmungsbild, die Minore-Teile mit einer gewissen Dramatik die rhythmischen Details dieser Auffassung unterordnend. Ein Meilenstein für jeden Pianisten ist Schumanns "Kreisleriana", op. 16, eine Sammlung von acht Fantasien, die ihren Namen der von E.T.A. Hoffmann geschaffenen literarischen Figur des Kapellmeisters Johannes Kreisler verdankt. Nicht nur mit technischen, vielmehr auch mit nicht immer leicht zu lösenden interpretatorischen Aufgaben halten sie den Ausführenden auf Trapp, stets muss er trachten, die Feinheiten der musikalischen Kleinode, für deren Gestaltung Robert Schumann schon in den Überschriften sehr genaue Anweisungen gab, nicht im Kampf mit dem Notentext aus den Augen zu verlieren, und in jedem der Charakterstücke gerade den ihm innewohnenden herauszuarbeiten.

Unter der gleichen "Kategorie" wie seine etwa zeitgleich komponierte "Arabeske" rangierte für Robert Schumann sein "Blumenstück" in Des-Dur, op. 19, das als bunter Strauß miteinander verwobener Variationen konzipiert ist, wobei Harald Streicher hier sein besonderes Augenmerk darauf richtet, die jeweilig führenden Stimmen in dem für Schumann so typischen vielschichtigen Klaviersatz hervorzuheben. Auch hier obliegt es dem Interpreten, jeder der einzelnen zu einem Ganzen zusammengefassten Episoden ein unverwechselbares Antlitz zu verleihen.

Als Schlussstück seines Klavierabends im Studio der Musikschule Herrenberg hat sich Harald Streicher einen weiteren Gipfel der Klavierliteratur ausgewählt, den es erst einmal zu erstürmen und zu bezwingen gilt. Nicht umsonst hat Schumann diese durchaus kräftezehrende, etwa halbstündige und zum Grundbestand der romantischen Klavierliteratur zählende Komposition dem legendären Virtuosen Franz Liszt gewidmet, und tatsächlich finden sich Passagen, in denen sich der Hörer an Werke des mit der Widmung Bedachten erinnert fühlen mag. In drei vom Komponisten selbst mit sehr detaillierten Angaben zur Ausführung versehenen Stücken, von denen jedes eine Fantasie in sich darstellt, sind alle nur denkbaren musikalischen Stimmungen klanglich darzustellen, und dies in einem Klaviersatz, gespickt mit jedweder Form pianistischer Anforderung, von der Oktavpassage, über wahnwitzige Sprünge bis hin zu Trillern, die eben da, wo sie gewünscht werden, für den Ausführenden äußerst ungelegen kommen. Alles in allem etwas für die Unerschrockenen am Instrument, wofür das Publikum dem Pianisten des Abends reichlich Anerkennung in Form von warmem und freundlichem Applaus zollt. Der nun wieder dankt mit zwei zum Programm passenden Zugaben, der "Träumerei" aus den "Kinderszenen" und im Hinblick auf die nahende Weihnachtszeit "Knecht Ruprecht" aus dem "Album für die Jugend" von Robert Schumann.

Gäubote vom 20.11.2017, Nicola Hollenbach

Zurück