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Der Erfolg ist sofort sichtbar

Herrenberg: Ein Nachmittag zum Schnuppern und Ausprobieren in der Musikschule weckt die Liebe zur Musik

Veranstaltung 18.04. 2015, Bericht 20.04. 2015

Gitarrenlehrer Thomas Rose umringt von interessierten Kindern GB-Foto: Bäuerle

Ein Nachmittag der offenen Tür lockte am Samstag zahllose Kinder und Eltern in die Herrenberger Musikschule in der Bismarckstraße. 

Die Liebe zur Musik wird in der Musikschule seit über 40 Jahren gepflegt, doch diese Liebe muss geweckt werden. Hier nun können zukünftige Musiker hineinschnuppern in die Welt der Töne und Geräusche, auf Tuchfühlung gehen mit all den Instrumenten. Schon bei deren Vorstellung im Studio unter dem Motto "Die Maus macht Musik" gibt es einiges zu entdecken. Eine Novität, erläutert Schulleiterin Ulrike Goldau. Da präsentieren sich Flöten, Saxofon, Oboe oder Fagott. Mundstücke werden gezeigt, Tasten betätigt, die Wege des Atems verfolgt. Kleine Stücke werden gespielt, so weiß man, wie das klingt, wenn fleißig geübt wird.

Sabine Blasberg moderiert, lässt das Publikum mitklopfen und klatschen. "Wie entsteht denn da der Ton?", fragt sie, nachdem die Tasteninstrumente den "Entertainer" von Scott Joplin angestimmt haben. Tobias weiß Antwort: "Ich drück auf etwas drauf." Die Pädagogin, im Musikgarten für die Kleinsten tätig, ergänzt: "Im Klavier sind viele Saiten und dann kommt ein Hämmerchen und macht tock." Dann werden die Streichinstrumente mit ihren schwungvollen Formen - von der Geige über Bratsche und Cello bis zum Kontrabass - feierlich hereingetragen. Dass sie nicht von gestern sind, erweist sich beim "Rock on Mozart". Vier Saiten werden bei ihnen gezählt, nachher bei der Gitarre sind es sechs.

Als Thomas Rose ein Stück mit dem Titel "Tränen" spielt, lauschen die Kinder andächtig - das klingt wunderschön und gar nicht traurig. In den Unterrichtsräumen wird dann selbst ausprobiert. Jedes Kind erhält einen Bogen, auf dem die besuchten Instrumente abgestempelt werden. Ein kleiner Lohn ist am Empfang abzuholen - auch dies eine schöne Idee. Bei Marianne Renner wird schon fleißig geübt: Auf Blockflöten spielt die kleine Runde "Kuckuck", und "wenn man dabei Daddy sagt, dann wird der Ton ganz schnell", spornt die Lehrerin an. Gegenüber lockt das Piano: Konzentriert legt Nele drei Finger auf die Tasten, das Ganze von oben nach unten und wieder zurück. Nicola Hollenbach, die eine eigene Lernmethode schon für Dreijährige entwickelt hat, spornt an: "Nun will ich auch die Linke sehen" und rät: "Die Hand nicht flach auflegen, sondern wie eine Katzenpfote."

Valentina Schrull streift den Kindern eine Maus-Socke über die Hand: Nun wird die Tasten rauf und runter Katz und Maus gespielt. Ein Stockwerk höher dringen langgezogene Töne aus einem Raum. Mia ist sieben Jahre alt und wartet geduldig, bis alle Finger auf den Tasten des Akkordeons liegen, Waltraud Epple-Holom zieht den Balg auseinander - und ein melodischer Seufzer erklingt. Dabei schwingt Luft über die Stimmzungen im Inneren, das haben aufmerksame Zuhörer schon bei der Vorführung gelernt.

Die Querflöte ist noch etwas sperrig für Kinder im Grundschulalter, aber bei Sarah Schupp klappt das trotzdem: Sorgfältig werden die Finger auf Klappen und Öffnungen positioniert und ein schöner langer Ton erklingt. "Wie lange braucht man, um das zu lernen?", wird gefragt. "In einer Woche kann sich eine schöne Melodie ergeben", ist die Antwort. Bei Heidrun Schmidtke mag das etwas länger dauern: Sie lehrt Fagott, und weil das so viel größer ist als die kleinen Schüler, gibts das Fagottino. Jonas probiert das Mundstück fachmännisch aus, das Instrument wird am Gurt umgehängt, und dann erklingt "ein superguter Ton, wie ein liebeskranker Walfisch", lobt die Fagottlehrerin. Sie bietet mit den "Bambussprösslingen" die Möglichkeit zum Schnuppern in einer kleinen Gruppe an. "Zahnlücken sind aber eher hinderlich", erläutert sie.

Im ganzen Haus drängen sich die Kinder um die Instrumente, sind voller Neugier und offen für alles, was Klänge erzeugt. Gut, dass die Lehrkräfte der Musikschule ihren freien Samstagnachmittag opfern, mit Engelsgeduld und Leidenschaft ihre Instrumente erklären, erste Kniffe zeigen, die Kinder ausprobieren lassen, wie sich das anfühlt, wie es klingt. Sie lenken die kleinen Finger auf Tasten oder Saiten und sorgen gar nicht selten für Entzücken, wenn das Instrument einen wohlklingenden Ton von sich gibt.

Hier mag so manche Liebe geboren werden, doch der Erfolg ist schon jetzt spürbar: Die Kinder entdecken, es gibt etwas, das man mit eigenen Händen und aus eigener Anstrengung erlernen kann, etwas, das wunderbar klingt und Freude macht, wenn man fleißig übt. Auch der Förderverein wirkt am Gelingen des Nachmittags mit: Ein riesiges Kuchenbüfett sorgt neben dem Sinnen- für den leiblichen Genuss.

Eine Fotogalerie zum Tag der offenen Tür in der Musikschule gibt es unter www.gaeubote.de

Gabriele Pfaus-Schiller
Gäubote, 20.04. 2015

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