Pressestimmen

Die ganze Stadt klingt und singt

Herrenberg: Am Musikschultag tragen die Kinder und Jugendlichen die Freude am Musizieren nach draußen

Klänge (fast) aller Art gab es am Samstag in der Herrenberger Altstadt zu hören GB-Foto: Bäuerle 

Eine liebgewordene Tradition und ein ganz besonderer Programmpunkt der Sommerfarben ist der Musikschultag der Musikschule Herrenberg. Hunderte kleiner und großer Musiker spielen, tanzen und singen unter der Regie ihrer Lehrer an fünf Standorten in der Altstadt. 

Die Sonne strahlt vom Himmel, als Schlag 10 Uhr das Glockenspiel der Stiftskirche mit Beethovens "Für Elise" den Musikschultag einläutet. Schon Stunden zuvor haben viele fleißige Hände Aufbauarbeiten erledigt, wurde eifrig geprobt. Wie Musikschulleiterin Ulrike Goldau in ihrer kurzen Begrüßungsrede auf der Marktplatzbühne betont, ist der Musikschultag eine besondere Gelegenheit, die Freude an Musik, wie sie in der Musikschule gelebt wird, nach draußen zu tragen und die ganze Stadt daran teilhaben zu lassen. Diesem Ruf bereitwillig folgend, sind nicht nur die Bühnen an den fünf Standorten mit Akteuren gefüllt, auch in den Altstadtgassen drängen sich Menschen der unterschiedlichsten Altersgruppen, meist Instrumente mit sich tragend.

Fünf Plätze gilt es mit musikalischem Leben zu erfüllen. Im Bronntor sind die "Ministrings", eine Gruppe der Jüngsten, die sich dem Erlernen eines Streichinstrumentes widmen, unter der Leitung von Diana Poppei mit einem Lied über das Treppensteigen zu hören. Geigenlehrerin Christina Dreier und ihr Spielkreis laden zu einem Matrosenlied ein, bevor Diana Poppei das Vororchester beim "Coconut Calypso" dirigiert und das Geigen-Ensemble Jazziges unter dem Titel "La Luna" spielt. Dass Singen glücklich macht und obendrein "facettenreich" ist, erfährt man durch Darbietungen der Gesangsklassen Ryoko Yoshihara und Cordelia Hanus und Waltraud Epple-Holoms Tango-Ensemble beweist, dass es weitaus mehr als nur diesen beherrscht. Bunt geht es bei den Pianisten zu, hebt doch Janice Meier bei ihrer Moderation zu dem Streifzug der Klavierschüler verschiedener Klassen durch diverse Stilrichtungen und Epochen der Klavierliteratur besonders hervor, dass an der Musikschule beinahe jede Art von Musik gespielt und unterrichtet wird.

Episoden aus der Welt der Störche

Im Klosterhof, wo sich der Besucher auch an Kuchen und Getränken, gespendet von Schülereltern und Elternbeirat, laben kann, zeigen die Kinder des Musikgartens und der musikalischen Früherziehung unter Anleitung von Sabine Blasberg und Valentina Schrull Episoden aus der Welt der Störche und Frösche, während Katharina Rabels Zöglinge einen Feuertanz aufführen und die Bäume besingen. Unter der Leitung von Uwe Rabel spielt das Gitarren-Projekt-Ensemble Klassisches, während sein junger Kollege Peter Graneis mit seinen Schülern den musikalischen Bogen vom Shanty bis zu einer Eigenkomposition spannt. Mit ihren Anfängern hat Waltraud Epple-Holom "Blockflöten-Hits" einstudiert, "Allerlei" bringen dann die Blockflötenschüler von Marianne Renner auf die Bühne. Sarah Schupps gemischtes Ensemble aus Klarinetten, Flöten und Saxofonen mit dem Namen "Klariflax" präsentiert sich mit einem bunten Programm, gefolgt von Wolfgang Peter und seinem Klarinetten-Ensemble mit einer fröhlichen Auswahl aus Filmmusik und Schlager mit dem Titel "Hello Mary Lou". Zum Abschluss bringt die Jugendkapelle der Stadtapelle mit "March & Pop" unter der Leitung von Branko Herbstreit die alten Mauern des Klosterhofes zum Schwingen.

Am Nufringer Tor erfreut Laszlo Kocsis Saxofon-Ensemble mit "Sound of Dixieland", das Percussion-Ensemble legt mit Uwe Kühner eine "Groove time" ein, bevor die Klezmer-Band unter Leitung von Joachim Günther Klänge einer untergegangenen Welt in die Altstadt zaubert. Der gemischten Instrumental-Gruppe "Kunterbunt" entlockt Waltraud Epple-Holom "Klangfarben", das Programm am Nufringer Tor beschließt Dieter Dörrenbächer mit dem Akkordeon-Orchester Herrenberg.

Auf dem Place de Tarare regieren an diesem Tag die Blasinstrumente. Eröffnet am Morgen das Erwachsenen-Bläserensemble unter Michel Kraus Leitung die Partie mit "Schelmereien" aus Pop und anderen Stilrichtungen, gefolgt von "Spaß mit Brass", bestreiten weite Teile des übrigen Programms Bläserklassen der Theodor-Schüz- und Jerg-Ratgeb-Realschule. Lediglich für ein fulminantes Ende auf der Place de Tarare zu sorgen, bleibt der "Drum Session" der Schlagzeugklasse von Gregor Daszko vorbehalten.

Natürlich verlangt die große Bühne auf dem Marktplatz nach großen Ensembles. So treten dort die Bläserklassen der Jahrgangsstufe 6 der Jerg-Ratgeb- und Theodor-Schüz-Realschule gleich zu Beginn des Musikschultages, dirigiert von Stephanie Schneider und Anja Pfeifer auf und sorgen für gute Laune. Weltmusik haben die Ensembles "Folk n Friends" und "Incanto" unter Regie von Thomas Rose und Marianne Aicher im Gepäck, bevor um 12 Uhr unter dem Titel "Cry Blocade" mit anderen Musikern, aber ebenfalls unter Thomas Roses Leitung die Bühne gerockt wird. Dann heißt es "Film ab!". Wolfgang Peter hat mit seinem Jugendorchester den musikalischen Fundus von Hollywood geplündert, und siehe da: Die Melodien schmücken auch den Herrenberger Marktplatz.

Zum großen Finale vermag die Bühne die Zahl der Akteure wieder kaum zu fassen. Thomas Rose knüpft an die erfolgreiche musikalische Zusammenarbeit mit der Grundschule Gültstein an, für die er ein Musical komponierte, und hat den "Rap der Klugen", ursprünglich ein Teil dieses Musicals, speziell für den Musikschultag orchestriert, um ihn mit dem "Riesenorchester" und seinen kleinen Gültsteiner Schauspielern beim großen Finale noch einmal zur Aufführung zu bringen. Reicher Applaus belohnt ihn und seine Musiker. Ein Applaus, der eigentlich vielen dankt: den begeisterten Musikern, die es verstehen, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren, ihren Familien, die sie stets unterstützen, den Lehrern, die ihr Bestes geben, dem Förderverein der Schule, der so vieles ermöglicht, und einer Stadt, die ihren Bürgern ein so reiches Kulturleben bietet. -nh-

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