Pressestimmen
Eine Oase vorweihnachtlicher Besinnlichkeit
Jugendkantorei und Jugendsinfonieorchester geben Adventskonzert in der Stiftskirche
Draußen tobt das Leben auf dem Herrenberger Marktplatz, der Weihnachtsmarkt ist wie alle Jahre ein Publikumsmagnet und lädt zu Geselligkeit und weihnachtlichem Konsum ein. Erhebt man sich aber im wahrsten Sinne des Wortes in höhere Gefilde, also hinauf in das Innere der Stiftskirche, findet man dort etwas, das nicht käuflich zu erwerben ist, nämlich die Verbundenheit in der Musik, an der sich der Besucher beim nun schon zum zehnten Mal stattfindenden gemeinsamen vorweihnachtlichen Konzert, dieses Jahr mit dem Titel "Tochter Zion, freue Dich" der Kinder- und Jugendkantorei unter der Leitung von Christa Feige und dem Jugendsinfonieorchester der Jugendmusikschule Herrenberg unter Dirigat von Wolfgang Peter erfreuen darf, die Begleitung am Klavier übernimmt dieses Mal Bettina Daszko.
Nichts vermag die Weihnachtsbotschaft so eindrucksvoll zu überbringen wie helle Kinder- und jugendliche Stimmen. Doch offenbart sich auch im Genie der Komponisten das Wahrhaftige, ewig Neue und Bleibende und somit Ausdruck des Göttlichen. Und so hat Wolfgang Peter den ersten Satz "Allegro spirituoso" aus der "Linzer" Sinfonie, Nr. 36 von Wolfgang Amadeus Mozart in einem Arrangement von Richard Meyer als Beginn für das Konzert gut gewählt. Kaum erklingen die ersten Takte, legt sich Ruhe über die Menschen in der fast voll besetzten Stiftskirche, ein Atemholen in den hektischen Tagen des Jahresendes, ein Geschenk wie aus einer anderen Welt. Doch sind es Kinder und Jugendliche unserer Zeit, die da konzentriert und mit Elan musizieren und damit so gar nicht dem allgemein vorherrschenden Bild der Generation Facebook entsprechen. Doch soll die Stiftskirche "so richtig zum Klingen" gebracht werden, wie Christa Feige sich dies in ihrer Begrüßung wünscht. Und darum darf das Publikum, nachdem die Kinderkantorei wie mit Engelsstimmen den Eingangstext gesungen hat, zu "Macht hoch die Tür" kräftig einstimmen, immer im Wechsel mit dem Chor, so dass sich die Zuhörer am vollen Klang im Kirchenraum erfreuen können. Nun tritt die Jugendkantorei nach vorne, um aus Antonio Vivaldis "Gloria" in D-Dur "Laudamus te", "Domine Deus" und "Qui sedes" unter Leitung von Christa Feige vorzutragen. Auch hier verfehlen die gut geschulten Stimmen ihre Wirkung nicht, die weihnachtlich-festliche Stimmung zieht selbst die Kleinsten im Publikum in ihren Bann.
Drei Adventslieder für Kinderkantorei und Klavier folgen, so erzählen die Mädchen und Jungen mit "Über Sterne, über Sonnen, leise geht Marias Schritt", "Wer kann einen Sonnenstrahl mit seiner Hand ergreifen" und "Heller Stern in dunkler Nacht, zeig' allen Menschen den Weg zur Krippe" kleine weihnachtliche musikalische Geschichten. In deutlicher Anlehnung an das englische "I saw three ships come sailing in" läuft anschließend "Das Weihnachtsschiff" in der Stiftskirche ein, die ersten beiden Strophen der Kinderkantorei werden vom Publikum mit der ersten und zweiten des heimischen "Es kommt ein Schiff geladen" beantwortet, ein hübscher Kontrast, der auch die unterschiedlichen Arten Weihnachten in den verschiedenen Ländern zu begehen widerspiegelt, der mit den dritten und vierten Strophen jeweils noch einmal wiederholt wird.
Aber auch die reine Instrumentalmusik kommt in diesem Konzert nicht zu kurz, denn nun gibt Wolfgang Peter dem Jugendsinfonieorchester der Musikschule Herrenberg den Einsatz zum zweiten Satz "Andante cantabile" der ersten Sinfonie von Ludwig van Beethoven, arrangiert von Vernon Leidig, in dem sich selbst dessen rhythmische Feinheiten nicht der üppigen Akustik der Stiftskirche verlieren. Noch einmal stellt sich die Jugendkantorei für vier Adventslieder mit Klavierbegleitung auf. "Nun komm', der Heiden Heiland" und "Magnificat" entsprechen noch der Art von Sätzen, die der Besucher eines traditionellen vorweihnachtlichen Konzerts erwarten mag, die Titel der nächsten beiden "Maria durch ein Dornwald ging" und "Es ist ein Ros' entsprungen" lassen auf ebensolches schließen, doch hat man die althergebrachten Melodien in neues jazziges Gewand gesteckt, was bisweilen irritieren mag, aber nichts daran ändert, dass sich die Jugendkantorei den alles andere als anspruchslosen Arrangements in jeglicher Hinsicht gewachsen zeigt.
Zur Adventskantate "Tochter Zion, freue dich" von Georg Friedrich Händel, in Bearbeitung von Otto Kaufmann, ist das Publikum wieder eingeladen, in den Jubel einzustimmen. Für den langen und herzlichen Schlussapplaus bedanken sich die Kinder- und Jugendkantorei der Stiftskirche und das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Herrenberg mit "Hört ihr, wie die Engel singen". -gb-
Gäubote, 11.12.2017 -gb-