Pressestimmen

Hommage an Duke Ellington

Herrenberg: Zeitreise mit der Musikschule in die Hochzeit des Swing und Jazz

Veranstaltung 01.02.2015, Bericht 04.02.2015

Foto privat

Die Popgruppe ABC huldigte mit einem eigenen Song Soul-Legende Smokey Robinson. Die französische Sängerin France Gall verneigte sich vor Ella Fitzgerald. Beim Jazz-Frühstück in der Herrenberger Musikschule dreht sich alles um Jazz-Altmeister Duke Ellington. Da fühlt man sich im Studio wie im legendären New Yorker "Cotton Club".

Was gar nicht so weit hergeholt ist. Schließlich machen die großen Jazz- und Swingzeiten im "Cotton Club" auch Duke Ellington zu einem ganz Großen dieser musikalischen Ära. Und von so einem Steinway-Flügel, wie er im Studio der Musikschule steht, lässt man sich gerne zu einer meisterlichen Hommage an die 1974 verstorbene Jazz-Legende inspirieren. An dem edlen Musikinstrument nimmt Thilo Wagner Platz. Flaniert mit seinen Händen mal federleicht verspielt, mal zart balladesk über die Tasten. Mini Schulz entlockt den Saiten seines Kontrabasses zuweilen wummernde, an eine singende Säge erinnernde Schwingungen, groovt das andere Mal wiederum erdig, bluesig und fast schon an der Grenze zum Rock.

Traumwandlerisch gefühlvoll

"Obi" Jenne streichelt wie mit dem Schneebesen über die Becken seines Schlagzeuges oder bricht ein ekstatisches Trommelfeuerwerk vom Zaun. Jürgen
Bothner steuert auf seinem Saxofon rauchige, flirrende, galant-klassische Klangfarben bei. Mit dem Jazz-Standard "In a sentimental Mood" oder der chansonhaft swingenden Ballade "Solitude" schlendert und treibt man auf der traumwandlerischen, gefühlvollen und smart melancholischen Seite eines Duke Ellington dahin.

Gedanken ziehen wie Wolken vorüber. Man fühlt sich ein Stück weit wie Audrey Hepburn die in Frühstück bei Tiffany als Partygirl Holy Goolightly im Morgengrauen nach durchzechter Nacht über die New Yorker Avenues dahintrottet. Auch mit dem mondänen und nonchalanten "Satin doll" löst man an diesem späten Vormittag das Ticket zur Jazz-Boheme, jedoch auf keinen Fall zu einer Aktionärsversammlung, bei der in einer Ecke im Hintergrund eine Jazz-Combo swingt. Authentisch, mit Herzblut und virtuoser Spielfreude serviert, taugen Duke- Ellington-Klassiker zu weit mehr als Hintergrund- oder Interieurmusik. Erst recht sobald sich Soli zu einem melodiösen Ganzen zusammenpuzzeln. Jazz bei der dritten Runde des Jazz-Frühstücks, das ist Körper und Seele nebst der ganzen Palette an Gefühlen. Da pulsiert und vibriert das Rhythmusadrenalin durch den Körper.

Hier wird Jazz zu einem Stück Lebenskunst, ganz gleich, ob man den launig groovenden "A-Train" nach Harlem besteigt oder über das quirlige "Cotton Tale" zumindest musikalisch die Zeitreise für den "Cotton Club" bucht.

Rüdiger Schwarz
Gäubote, 4. Februar 2015

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