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Im Nachtcafé rieselt der Schnee

Herrenberg - Ihren ersten Auftritt hatte diese Band in Herrenberg

Im Nachtcafé rieselt der Schnee

Herrenberg - Ihren ersten Auftritt hatte diese Band in Herrenberg. Nun kehrte sie an diesen Ort zurück - kein Wunder: Martin Johnson gehört zur Gruppe um Trompeter Christian Meyers. Meyers Nachtcafé spielte eine Matinee in der Musikschule: Moderner Jazz, elegant und überraschend.

Thomas Morawitzky

Der Herrenberger Martin Johnson sitzt an den Keyboards, greift manchmal hinüber zum Flügel, manchmal auch in diesen Flügel, mischt viel Elektronik in die Musik. Alex Uhl spielt den Bass, Eckhard Stromer das Schlagzeug, Rüdiger Nass die Gitarre - inmitten von ihnen steht Bandleader Christian Meyers und setzt seine Trompete an. Vor fünf Jahren tat er dies mit dieser Formation zum ersten Mal - 2010 traten Meyers Nachtcafé im Herrenberger Barista auf, eine Premiere. 2013 kehrte die Band zurück, spielte im Mauerwerk. Nun ist es das Studio der Musikschule.

Christian Meyers spielte seine Trompete in vielen Bands und Big Bands - der HR Big Band, der Rias Big Band, der Big Band des WDR. Er begleitete die Jazzpreisträgerin Anne Czichowsky und andere. Mit Meyers Nachtcafé hat er zwei CDs veröffentlicht - die Musik, die auf ihnen zu hören ist, schrieb er selbst oder schrieb Martin Johnson. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es im Studio der Musikschule: Meyers erinnert an das Album, mit dem Miles Davis 1959 Musikgeschichte schrieb, das wahrscheinlich noch immer meistverkaufte Jazz-Album schlechthin. Aber: "Wir Jazzer dürfen nun einmal nicht kopieren, jeder von uns muss seine eigenen Sachen machen." Aus "So What" - "16 Takte in d-Moll, sechs Takte in e-Moll, dann wieder d" - wird beim Nachtcafé also etwas daraus, das nach Disco klingt, nach Funk.

Dass der Miles Davis der Fusion-Periode zu Christian Meyers Vorbildern gehört, das ist nicht zu überhören. Alex Uhls Gitarre schwelgt im Wah-wah-Effekt, Martin Johnson schlägt hart die Tasten an, lässt präzisen Futurismus ins Klangbild einfließen. Und immer steigt der Klang von Christian Meyers Trompete auf - oft gedämpft. Mit schmalem, hellem, quecksilberigem Klang läuft sie durch das dichte Zusammenspiel der Band, kühl, hitzig, und doch eher nächtlich. Meyers lässt sich zu seinen Kompositionen oft durch Alltägliches inspirieren - ein Stück schrieb er für seine Tochter, auf dass diese ihm die Übungsstunden auf der Trompete gönne, es heißt "Christine", wird getragen von einem ruhigen Puls. Und eines der Stücke entpuppt sich als eine - eigentlich fast jahreszeitgemäße - Lautmalerei: Es heißt "Fist Snow" und beginnt langsam. Martin Johnsons Elektronik lässt die ersten Flocken rhythmisch auf die Erde fallen, der Klang weitet sich, das Stück beginnt zu grooven, wird zum Sturm, wird wieder zum leisen, hypnotischen Rieseln

 

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