Pressestimmen

Junge Musiker setzen zum Wettbewerbsendspurt an

Herrenberg: "Jugend musiziert"-Teilnehmer präsentieren sich im Studio der Musikschule

Der direkte Vergleich mit anderen jungen Musikern ist ein wichtiger Bestandteil der musikalischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Doch ist es eben etwas ganz anderes vor Publikum oder gar einer Jury zu spielen, als daheim im stillen Kämmerlein und so gehört zu einer optimalen Wettbewerbsvorbereitung auch das Üben des Vortragens. Sich dieser Tatsache wohl bewusst gibt die Musikschule Herrenberg ihren Teilnehmern des diesjährigen Regionalwettbewerbs "Jugend musiziert" eine Woche vor den Wertungsspielen die Gelegenheit, sich in einer "Jugend musiziert"-Soiree im Studio der Schule noch einmal mit dem ganzen Programm, das je nach Altersgruppe bis zu 20 Minuten Spielzeit in Anspruch nimmt, der Öffentlichkeit zu präsentieren und damit zwar möglichst realitätsnah, aber doch in vertrautem Umfeld auf die Wettbewerbssituation vorzubereiten.

Auch das Programm selbst anzusagen oder auf Änderungen hinzuweisen, will geübt sein. So stellt die Cellistin Lea Schmid aus der Klasse Heiko Nonaka, die in der Altersgruppe IV (15/16 Jahre) mit Klavierbegleitung von Anja Goller antreten wird, ihr Programm kurzerhand um und beginnt klanglich differenziert und sauber intoniert mit Astor Piazzollas "Oblivion", bevor sie sich mit energischem Strich dem Allegro aus der Sonate in a-Moll von Antonio Vivaldi widmet und Gabriel Faurés "Élégie" Opus 24 mit ausdrucksvoller Dynamik und einem für ihr Alter schon erstaunlich vollen Ton angeht.

In sich gekehrt sitzt Bengisu Özmeric (Altersgruppe V, Jahrgänge 1998/99) aus der Gesangsklasse von Cordelia Hanus am Flügel, auf dem sie ihr Programm im Bereich Popgesang selbst begleitet. Fast scheint es so, als ob sie das Publikum gar nicht wahrnehme und nur für sich selbst sänge. Da bekommt Jeff Bukleys Ohrwurm "Hallelujah" plötzlich einen ganz anderen, eher intimen Charakter. Christina Aguileras "Hurt", das sie ohne Begleitung vorträgt, hingegen ein Lied der Trauer, des viel zu späten Erkennens des eigentlich Wesentlichen im Leben, das aber einmal versäumt, unwiederbringlich verloren ist. Sichtlich am wohlsten fühlt sie sich in ihrem selbst komponierten Song "See you".

Dies hat sie mit Joris Rose, ebenfalls Schüler von Cordelia Hanus, gemein. Auch er wird am nächsten Wochenende in der Altersgruppe V antreten, und auch er geht augenscheinlich am meisten in seinem selbst geschriebenen Lied "Losin it" auf, in das er nicht nur viele interessante stimmliche, sondern auch klangliche Varianten auf der Gitarre einbaut, mit der er sich selbst begleitet. In Glen Hansards "Lies" überzeugt er durch klare Diktion und meistert auch die anspruchsvolle Aufgabe "The Scientist" von "Coldplay" (Gründung 1996 bis 1999) ohne instrumentalen Background zu singen, intonatorisch sicher.

Forsch interpretiert

In der Altersgruppe VI der 19- bis 21-Jährigen wird sich der Geiger Kevin Wang aus der Klasse Kaoru Minamiguchi nächste Woche dem Urteil der Jury in Sindelfingen stellen. Die Klavierbegleitung übernimmt Nicola Hollenbach. Den ersten Satz "Introduzione" aus Igor Strawinskys "Suite italienne" interpretiert er forsch, doch auch spielerisch humorvoll, bevor er sich in die virtuosen Turbulenzen der "Légende" Opus 17 von Henryk Wieniawski stürzt. Denen zeigt er sich technisch und klanglich gewachsen, um sich im ebenfalls mit virtuosen Passagen gespickten "Präludium und Allegro" von Fritz Kreisler (im Stile von Gaetano Gerolamo Pugnani komponiert) noch einmal zu steigern.

Warmer Applaus des sichtlich beeindruckten Publikums im Studio der Musikschule Herrenberg dankt den jungen Musikern und gibt sicherlich die nötige Motivation, in der kommenden Woche so kurz vor dem Ziel nicht zu erlahmen, sondern dem einen oder anderen Detail noch den letzten Schliff zu geben. -

18.01.2016

Gäubote, -nh-

 

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