Pressestimmen

Junge Talente auf großer Bühne

Herrenberg: Schüler der Musikschule musizieren mit Orchester der Stadt

Das Orchester pflegt weiterhin eine besondere Nähe zur Musikschule GB-Foto: Holom

Im Rahmen eines Familienkonzerts traten Schüler der Musikschule als Solisten des Herrenberger Stadtorchesters unter Dirigat von Matthias Beno in der voll besetzten alten Turnhalle auf.

Seit seiner Gründung durch den damaligen Musikschulleiter Wolfgang Teubner ist das Orchester der Stadt aus dem kulturellen Leben Herrenbergs nicht mehr wegzudenken. Ursprünglich ins Leben gerufen, um klassisch orientierten Musikern die Möglichkeit zum gemeinsamen Musizieren zu bieten, pflegte das Orchester schon immer eine besondere Nähe zur Musikschule, was zum einen im vielfältigen musikalischen Wirken Wolfgang Teubners begründet lag, aber auch in einer großen Anzahl gemeinsamer Projekte und mancher Verknüpfung dieser beiden musikalischen Institutionen der Stadt. So steht auch dieses Familienkonzert, in dem nicht zum ersten Mal jugendliche Schüler der Musikschule als Solisten des Orchesters vor heimischem Publikum und in großem Saal auftreten dürfen, ganz im Zeichen dieser Tradition.

Kaum haben die "Spätankömmlinge", die die Dauer einer zusätzlichen Stunde in der Nacht wohl etwas überschätzt hatten, noch ein freies Plätzchen gefunden, als Matthias Beno auch schon den Taktstock hebt, um das Programm mit der Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts "Der Schauspieldirektor" rhythmisch und mit einer gewissen Robustheit zu beginnen. Das einaktige Singspiel wurde 1786 anlässlich einer kaiserlichen Lustbarkeit komponiert, die Handlung dreht sich um das Theater und seine Stars - schon damals scheint das Thema fasziniert zu haben.

Klare Artikulation

Lara Determann aus der Klasse von Waltraud Epple-Holom und Jule Schweitzer (Klasse Marianne Renner) sind die Solistinnen des Konzerts für zwei Blockflöten in B-Dur von Georg Phillip Telemann. Mit klarer Artikulation und tragendem Ton bringen sie den lebhaften Charakter des ersten Satzes zur Geltung. Nach dem mit "zart" überschriebenen ruhigeren zweiten nehmen sie gut aufeinander eingespielt und mit Bravour die Hürden des "fröhlich" betitelten dritten Satzes, vom Orchester dezent und einfühlsam begleitet.

Das Klavierkonzert in A-Dur schrieb Carl Ditters von Dittersdorf wohl ursprünglich für das Cembalo. Das ist dem Allegro molto deutlich anzuhören, doch setzt die Solistin Louise Galluhn (Klasse Janice Meier) ihren feinen Sinn für Dynamik und harmonische Spannung ein und lässt mit Gestaltungsvermögen und sauberem Anschlag bei Läufen und Sequenzen keine Gleichförmigkeit aufkommen.

Ein Großteil der Musiker verlässt nun die Bühne, übrig bleibt die nicht alltägliche Besetzung einer "Harmoniemusik". Diese Kombination von Holz- und Blechbläsern, hier mit Unterstützung durch einen Kontrabass, entwickelte sich um 1770 und erfreute sich vorwiegend bei Freiluft- und Tafelmusiken großer Beliebtheit. In dieser ungewöhnlichen Instrumentierung erklingt nun die Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Cosi fan tutte", klanglich ungewohnt, aber durchaus reizvoll.

Das Concertino in Es-Dur, Opus 26 von Carl Maria von Weber ist ein bei Klarinettisten sehr beliebtes Stück, nicht nur ob seiner Kurzweil, sondern auch weil es viel Raum bietet, technisches und gestalterisches Können zu zeigen. Matthias Benos Schülerin Linda Schwab meistert, völlig unprätentiös und als wäre es die leichteste Übung überhaupt, alle Schwierigkeiten mit vollem Ton und Musikalität.

Der Engländer John Rutter (geboren 1945) ist einer der bedeutendsten und populärsten Komponisten von Chor- und Kirchenmusik dieser Zeit und sein Schaffen am ehesten der Postmoderne zuzuordnen. In den drei von Eva Wendel gespielten Sätzen seiner "Suite Antique" für Querflöte und Orchester verbindet er barocke Elemente mit eingängiger und gefälliger Harmonik, die bisweilen an Filmmusik denken lässt. Eva Wendels geschmeidiger Ton scheint im "Prelude" über dem Orchester zu schweben, lässt das Bild Pans in unberührter Natur vor dem geistigen Auge entstehen. Diverse Bogentechniken und Pizzicati der Streicher macht sich der Komponist zunutze, um im "Ostinato" einen abwechslungsreichen und dynamischen Orchesterhintergrund zu schaffen, vor dem die Flöte glänzen kann, um in der "Aria" wieder ganz in Harmonie zu schwelgen.

Das Orchester der Stadt Herrenberg beschließt das Konzert mit der Sinfonia in B-Dur, Opus 18, Nr. 2 von Johann Christian Bach. In einem für ein Allegro assai sehr sportlich gewählten Tempo stürzt sich Matthias Beno in das dreisätzige Werk, lässt die Kantilenen des Mittelsatzes wirken und die musikalische Matinee mit einem eher gemütlich verstandenen Presto ausklingen.

Warmer Applaus in der bis auf den letzten Platz besetzten alten Turnhalle in Herrenberg belohnt die Musiker des Orchesters und die jungen Solisten, die mit ihrem Dirigenten Matthias Beno wieder den Beweis angetreten haben, dass die Vernetzung der musikalischen Institutionen der Stadt nicht nur bestens funktioniert, sondern auch die lohnendsten Ergebnisse hervorbringt.

 

Gäubote, Nicola Hollenbach, 27.10.2015

 

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