Pressestimmen
Klanginseln in der Stadt
Herrenberg: Musikschultag sorgt für akustische Höhepunkte verteilt an verschiedenen Orten.
Normalerweise heißt es ja „immer der Nase nach“ – am Samstag war in der Herrenberger Innenstadt allerdings „immer den Ohren nach“ der weitaus bessere Rat. Denn die Musikschule, mitsamt Lehrkräften sowie Schülerschaft, zeigte am Musikschultag, was man dort so alles lernen kann. Um 10 Uhr starteten die Kinder des Musikgartens 3 und der musikalischen Früherziehung im Klosterhof. Auf dem Seeländerplatz machte das Percussion-Ensemble den Anfang, während am Nufringer Tor die Blechbläser starteten und auf dem Marktplatz trafen sich die Bläserklassen 6 der Jerg-Ratgeb-Realschule und der Theodor-Schüz-Realschule zum Auftakt. Im Klosterhof wurden den ganzen Vormittag leisere Töne angeschlagen, fernab vom Straßenlärm traten hier die jüngsten Kinder in der Musikschule, die Flöten-Gruppen, die Fachgruppe Gesang und ein Gitarren-Ensemble auf.
Weit weg, ins Gebirge Szechuan, nahmen die Kinder der musikalischen Früherziehung etwas später ihre Familien und Besucher mit. Dort trafen sie auf einen Panda – musikalisch alles mit Klanghölzern auf der Bühne unterlegt. Die zweite Gruppe der Kleinsten dagegen forderte das Publikum, bei „Mach’s gerade so wie ich“ wurde in alle Richtungen geklatscht, geschnippt und gestampft, natürlich stets im Takt und der richtigen Reihenfolge. Etwas später ging’s auf dem Seeländerplatz ein wenig lauter zu – dort traten die Bläserklassen 5 der Jerg-Ratgeb-, der Theodor-Schüz-Realschule und des Schickhardt-Gymnasiums, ein Erwachsenen-Bläserensemble und die Jugendgruppe der Stadtkapelle auf. Die vorbeifahrenden Autos werden mühelos übertönt, während Adeles „Rolling in the Deep“ oder „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ aus Disneys „Das Dschungelbuch“ ertönte und die Zuschauer dazu brachte, im Takt mitzuklatschen oder mit den Füßen zu wippen.
Ein paar Treppenstufen weiter oben, am Nufringer Tor, wurden sowohl leise als auch lautere Töne angestimmt. Streicher and Friends, wobei Friends zwei Gitarren und ein Klavier waren, stimmten unter anderen „Dust in the Wind“ von Kansas an, zudem traten dort Violontissimo, das Jugendorchester des Akkordeonorchesters Herrenberg, Klavier- und Keyboardspieler der Fachgruppe Tasteninstrumente, das Ensemble Wood-Craft und Erwachsenen-Querflöten-Ensemble, das Ensemble Kunterbunt und Streicherspielkreis sowie Tango & More auf. Auf der Bühne auf dem Martkplatz gab es Folk’n’Friends, mehrere Pop-Bands sowie das Jugendsinfonieorchester zu hören. Hier und da werden Einkaufstaschen und -körbe abgestellt, um der Musik noch etwas länger zu lauschen und gebührend Applaus zu spenden.
Ab circa 13.30 Uhr wurde es auf dem Marktplatz voll – sowohl in den Sitzreihen vor der Bühne, als auch auf der Bühne selbst. Nachdem das Jugendsinfonieorchester dort klassische Musik und das Titellied der Batman-Comicserie nebst Queens „Bohemian Rhapsody“ spielte, musste man zusammenrücken, um für noch mehr Musiker Platz zu machen. Zum großen Finale traf sich das Riesenorchester auf der Bühne – und während Gitarren, Akkordeons, Blech- und Holzbläser sich in einem organisierten Chaos ihren Platz neben und zwischen dem Jugendsinfonieorchester suchen, unterhält der stellvertretende Leiter der Musikschule, Michael Kraus, das Publikum.
Dabei richtet er auch ein paar Worte des Dankes sowohl an die Musiklehrerinnen und -lehrer, die „Elterntaxis“, als auch die Schülerinnen und Schüler. „Sonst wären es ja nur Lehrkräfte hier“, erzählt er lachend. Zudem fordert er das Publikum auf, den QR-Code auf dem Flyer zum Musikschultag zu scannen, um den Text zu „Ode an die Freude“ zu erhalten. Denn das Stück von Beethoven, das vor 200 Jahren uraufgeführt wurde, bildete das große Finale, das Publikum sollte mitsingen. Weder auf der Bühne, noch im Publikum, wurde der Einsatz verpasst – und die Zuschauer fordern prompt „für sich selbst eine Zugabe“ ein, wie Kraus schmunzelnd feststellt.
Selbstredend gewährte das Riesenorchester diese, belohnt wurde dies mit einem kräftigen und langen Applaus. Ein gelungener Abschluss für den Musikschultag, den es nun schon seit 25 Jahren gibt.
Gäubote, 15.07.2024
Verena Bayer