Pressestimmen

Melancholisch, feurig und auch virtuos

Gäubote, 15.11.2022

Das Lehrerkonzert der Musikschule stößt auf die helle Begeisterung des Publikums. Hier das Trio Ulrike Wartenberg mit der Klarinette, Hrayr Atshemyan mit seiner Violine und Harald Streicher am Klavier. GB-Foto: Holom
Das Konzert zum Jahresende in St. Martin ist auch in diesem Jahr wieder im Veranstaltungskalender der Herrenberger Musikschule zu finden. GB-Foto (Archiv): Holom

Sie sind mit Leib und Seele dabei – was mit Stolz registriert wird, wenn der Nachwuchs an Klavier, Geige oder Gitarre brilliert. Beim Konzertabend in der Stadthalle machen es die Lehrkräfte der Musikschule meisterlich und mitreißend vor. Das traditionelle Lehrerkonzert wurde in diesem Jahr wegen Corona in die Stadthalle verlegt – ein Glück, denn die füllt sich fast bis zum letzten Platz. Die Programmzettel reichen nicht – macht aber nichts, Sophia Betsch, Klavierschülerin, und Julius Vogel, Gesangsschüler, führen durch das Programm.

Musiklehrer als Künstler – schon das Trio von Aram Chatschaturjan, armenischer Komponist des 20. Jahrhunderts, wird so vollendet, harmonisch und mitreißend vorgetragen, dass die Erwartungen steil nach oben gehen – und auch nicht enttäuscht werden. Ulrike Wartenberg (Klarinette), Hrayr Atshemyan (Violine) und Harald Streicher (Klavier) zelebrieren eine Musik, die melancholisch ist, feurig, ruhelos, von virtuoser Beweglichkeit und von Volksmusik inspiriert – ein musikalischer Reichtum, der von den Interpreten mit Leben erfüllt wird.

Einen Kontrast bildet die Musik von Allessandro Scarlatti, der als Erneuerer der Barockmusik gilt. Die Sonate für drei Altblockflöten – hier Astrid Anderson, Sabine Blasberg und Waltraud Epple-Holom – sowie Andrés Ruiz-Sará (Violoncello) ist ein melodiöses, munteres Stück. Harald Streicher begleitet am Klavier, diese Rolle wird er im ganzen Programm immer wieder einfühlsam ausfüllen.

Der Gesangsbeitrag von Cordelia Hanus ist, das kommt in euphorischen Äußerungen in der Pause vielfach zum Ausdruck, überwältigend schön: Die Arie aus Antonin Dvořáks „Rusalka“, dann „O mio babbino caro“ aus Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“ sind pures, reines Gefühl, und so empfindet man auch ihre Stimme, die mühelos den Saal mit Emotionen wie Liebe und Leidenschaft zu füllen vermag.

Mit einer variantenreichen „Petite Suite“ von Jan Koetsier bringen Antje Beyer (Horn), Miriam Raspe (Posaune), Valdis Bizuns und Michael Kraus (Trompeten) die warmen, braunrotgoldenen Klangfarben ihrer Blechblasinstrumente zur Geltung.

Nach sehr angeregter Pause stehen Werke von Komponisten des 20. Jahrhunderts auf dem Programm. Eine „Kleine Konzertmusik“ von Fabian Schmidt, vorgetragen von Antje Beyer (Horn) und Wolfgang Peter (Klarinette) lässt die Klangschönheit, den eigenen Charakter der Instrumente zur Geltung kommen.

Winter und Frühling aus „Las Cuatro Estaciones“ von Astor Piazzolla sind voller Emotion. Hrayr Atshemyan und Andrés Ruiz-Sará, diesmal sitzt Yvonne Funk am Klavier, inszenieren dramatische, vom Rhythmus des argentinischen Tangos getriebene Naturerscheinungen, vom Wintereinbruch bis zum Frühlingserwachen. Bewegung und Veränderung sind auch bei den drei Interpreten sichtbar zu spüren.

Ein „Basta“ von Folke Rabe wird von Miriam Raspe gekonnt vorgetragen. Sie entlockt der Posaune recht ungewohnte Töne, ein ärgerliches Grummeln, Jammern und Schimpfen entfährt dem sonst so seriösen Instrument, das in dem kurzen Stück viel zu erzählen hat – eine geradezu artistische Glanzleistung. Gitarrenklänge beschließen das Konzert, Mateus Dela Fonte und Thomas Rose tragen zwei Stücke von Jakob de Bandolim vor. „Vibrações“ und „Doce de Coco“ bilden einen ruhigen, seelenvollen und wärmenden Ausklang, locker und harmonisch vorgetragen.

Begeisterter Applaus bestätigt Musikschulleiterin Ulrike Goldau in ihrem Stolz auf eine kompetente Musiklehrerschaft. Mit einer Rose zaubert sie zum Abschied ihr eigenes Strahlen in die Gesichter der Mitwirkenden.

Gäubote 15. November 2022
Gabriele Pfaus-Schiller

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