Pressestimmen

Mit anderen und für andere spielen

Gäubote, 13.12.2022

Schneeflocken hier und da, es ist schon ordentlich kalt geworden, man atmet kleine Rauchwolken, lässt sich vor der St.-Martins-Kirche vom Bläserensemble der Herrenberger Musikschule weihnachtlich auf das traditionelle Jahresabschlusskonzert einstimmen. Auch in der Kirche ist es kalt: Es darf nur bis 13 Grad Celsius geheizt werden, erfährt man später von Pastoralreferentin Ulrike Altherr zur Begrüßung. Aber da ist es längst schon warm geworden – die vielen Besucher wärmen sich gegenseitig, und die Musik wärmt ja auch.

Das weihnachtliche Musikereignis, von den Ensembles der Musikschule gestaltet, hat man drei Jahre lang vermisst, nun dürfen sie endlich wieder zeigen, was in ihnen und in ihren Instrumenten steckt. Eine kleine Parade junger Musiker, ganz feierlich in Schwarz-Weiß, hebt zum Auftakt die blitzenden Instrumente: Das Trompeten-Ensemble unter der Leitung von Michael Kraus lässt ein kleines Fanfarenkonzert von Eric Ewazen ertönen, dann ein beschwingtes „Rudolph the rednosed Reindeer“ aus den USA.

Gefühlvoll, vorweihnachtlich mild und melodiös erklingen Ausschnitte aus der Musik zum französisch-schweizerischen Kinofilm „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ – ein Genuss, dargeboten von Gesangsschülern der Klasse Cordelia Hanus und Streichern der Klasse Diana Poppel. Ein Sprung über den Ozean: Drei traditionelle südamerikanische Weihnachtslieder bringen Bewegung ins Konzert, Rhythmen und Flötentöne lassen Bilder einer volkstümlich geprägten Weihnacht entstehen. Es spielt das Ensemble Wood-Craft mit Gästen, die Leitung hat Wolfgang Peter, Schlag- und Rhythmusinstrumente, Gitarre, Kontrabass, Flöten finden sich zu einem harmonischen Zusammenspiel.

Auf die Arbeit im Ensemble kommt es an, vorausgesetzt, man hat fleißig geübt, wie Musikschulleiterin Ulrike Goldau betont: „Man lernt bei uns nicht nur ein Instrument, sondern auch, mit anderen und für andere zu spielen.“ Die Pop-Band der Musikschule, Leitung Jan Kappes, beweist in eben diesem Sinne, dass es auch auf die Begleitung ankommt, wenn einer tollen Stimme – sie gehört dem Nachwuchstalent Alexis Alvarenga – eine mitreißende Darbietung gelingt: Sie begeistert mit ihrer Ausdruckskraft, als sie den Kirchenraum mit „Winter Wonderland“ erfüllt.

Dass auch die Gäste singen können, erweist sich, als begleitet von Antje Beyer auf der Orgel mit „Tochter Zion“ eines der beliebtesten Weihnachtslieder gemeinsam gesungen wird. Zu Händels Feuerwerksmusik bringt sich eine erstaunlich große Jugendgruppe der Stadtkapelle unter der Leitung von Miriam Raspe in Stellung, richtig gut glückt das Stück „Irish Dream“. Wieder kann man als Zuhörer erleben, worauf es beim Musizieren ankommt, und was man immer wieder bewundert, wenn es gelingt: Es erfordert stets hohe Konzentration.

Das Blockflöten-Ensemble, Leitung Astrid Andersson, mit dem Pastorale aus Arcangelo Corellis Weihnachtskonzert beeindruckt mit seinem Vortrag und offenbart zugleich eine weitere Qualität der Musikschule: Es sind ganz verschiedene Altersstufen vertreten – Musik muss nicht nur erlernt werden, man kann sie auch generationenübergreifend gemeinsam ausüben.

Das Percussion-Ensemble unter Uwe Kühner zieht geschwind Nikolausmützen über und verwandelt das altbewährte „Ihr Kinderlein kommet“ in einen mitreißenden Calypso, versetzt die Kinderlein in Galopp und die Trommelfelle der Zuhörer in kräftige Vibrationen. „Drummers Circus“ beweist, wie spannend und mitreißend Musik ganz ohne Melodien sein kann. Das ist, wie alles an diesem dritten Adventssonntag, mal was ganz anderes und ein weiterer Beitrag zu einem bunten und stimmungsvollen Konzert mit Liedern aus verschiedenen Weltgegenden und meist alten Zeiten.

Man empfindet es als Krönung: Das Jugendsinfonieorchester unter Leitung von Hrayr Atshemyan verwöhnt mit einem Weihnachtsstück von Ralph Vaughan Williams und einem Medley mit Favoriten des Komponisten Leroy Anderson. Hier erlebt man es noch einmal in Reinkultur, das Zusammenwirken und Aufeinandereingehen der Musizierenden, man spürt, dass es etwas sein kann, das stärkt, wie Ulrike Goldau in ihrem Schlusswort sagt. So ist es an Vortragenden wie Lauschenden, die Früchte des Übens und damit eine Darbietung zu genießen, die Freude macht und weihnachtliche Stimmung schenkt.

Gäubote, 13.12.2022
Gabriele Pfaus-Schiller

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