Pressestimmen
Ohren- und Augenschmaus zugleich
Das Osterhasenkonzert der Musikschule begeisterte als ganz besonders Konzert gut 60 Zuschauer. Das Vorspiel, bei dem vor allem die jüngeren Musikschüler ihr Können präsentierten, wurde gestreamt. Und so standen die Jungmusiker nicht auf der Bühne, sondern musizierten daheim vor der Kamera.
Konzentration und Spielfreude der Musiker litten unter diesem besonderen Setting jedoch überhaupt nicht. Vermutlich reduzierte sich das Lampenfieber der Protagonisten sogar etwas, während das der technikverantwortlichen Eltern mutmaßlich stieg. Die Idee zu diesem besonderen Konzert hatte der Trompetenlehrer Michael Kraus. Wolfgang Peter, Fachbereichsleiter für Blasinstrumente an der Musikschule Herrenberg, und der Ideengeber bereiteten gemeinsam das Konzert vor. Ein Quiz für die Zuschauer ergänzte das besondere Format. Die Zuschauer hatten die Aufgabe, die Osterhasen zu zählen, die sich – mehr oder minder versteckt – während der Moderationsphasen kurz zeigten. In der Brusttasche des Moderators Wolfgang Peters, auf dem Flügel oder ganz lebendig und fröhlich winkend zeigten sich die Osterhasen.
Viele der Musikanten trugen Osterhasenohren oder präsentierten die für diese Jahreszeit typischen Dekorationsobjekte. Auf diese Weise geriet das Vorspiel nicht nur zum Ohren- sondern auch zum Augenschmaus. Das Konzert startete mit der Trompete und – passend zur Jahreszeit – mit einem Stück aus Antonio Vivaldis „Frühling“, dem „Come on Rock me“ und „Hippo Hop“ folgten. Ein munterer Reigen an Stücken machte das Zuhören abwechslungsreich. Volks- folgten auf Kinderlieder, aber auch Schlager wie „Veronica der Lenz ist da“ wurden gespielt. Aus der Welt der klassischen Musik erklangen der Jägerchor aus der Oper „Der Freischütz“ und Schuberts „Die Forelle“.
Ebenso breit gefächert wie das musikalische Repertoire war die Instrumentenvielfalt: Trompete, Block- und Querflöte, Posaune, Klarinette, Horn, Saxofon und Eufonium wurden gespielt. Im einen oder anderen Stück wurde das Blasinstrument vom Klavier begleitet. Hinzu kamen besondere Einblicke, die das Vorspiel so eindrücklich machten, weil sie unter „normalen“ Konzertbedingungen dem Zuschauer verwehrt bleiben. Das Stück „El condor pasa“ wurde von Leni und Paula wunderbar auf der Querflöte intoniert. Während sich die Musikerinnen kurz im heimischen Wohnzimmer zeigten, verschwanden sie für das Vorspiel und blieben unsichtbar. Michael Kraus, für die technische Umsetzung des Konzerts zuständig, erklärte auf Anfrage, dass die Akustik im Flur deutlich besser gewesen sei als im Wohnzimmer.
Der große Eifer und der Ernst, der allen Jungmusikern eigen war, zeigte sich besonders bei dem Stück „Pucinella“, als das Zusammenspiel zwischen Querflöte und Klavier zunächst nicht ganz wie gewünscht klappte und die Pianistin selbstbewusst einforderte: „Wir machen es noch mal.“ Mit flinken Fingern präsentierten sich Blockflötenkinder Raphael und Lilia, die mit „Big Bang“ und „Silvermines“ begeisterten und die Zuschauer in Erstaunen versetzten. In ihrer zweijährigen Ausbildung an der Flöte haben es die beiden Flötisten schon sehr weit gebracht. Jana und Emilian zeigten ebenfalls ihr virtuoses Können an der Blockflöte. Sie bezauberten unter anderem mit „Aram Sam Sam“, das sie mit erkennbarer Freude und großer Fingerfertigkeit spielten. Beide Kinder haben erst seit September Unterricht, wie ihre Lehrerin Waltraud Epple-Holom berichtet. Alain setzte mit seinem Eufonium den Schlusspunkt des Konzerts und stellte mit „Stups, der kleine Osterhase“ das Titeltier des Konzerts ein letztes Mal in den Mittelpunkt.
Das Osterhasenkonzert war der gelungene Versuch, Musik zu den Menschen zu bringen. Die Musikschüler bekamen Gelegenheit, ihr Können einem Publikum zu präsentieren. Die Hauptanspannung der Verantwortlichen bezog sich auf die Technik. Und auch die klappte fast immer. Die Tatsache, dass sogar Zuhörer aus China das Konzert verfolgten, bringt den zufriedenen Michael Kraus auf die Idee, in ferner Zukunft auch „normale“ Konzerte zu streamen.
Gäubote 30.03.2021 Gabi Weber-Urban