Pressestimmen

Publikum sitzt nicht im falschen Film

Konzert in der Stadthalle: Das Jugendsinfonieorchester und Violontissimo unter der Leitung von Miriam Raspe. GB-Foto: Vecsey

Die feierliche Eröffnung zum Jahreskonzert der Musikschule in der Stadthalle entstammt dem Barock: „Te Deum Prelude“ von Marc-Antoine Charpentier, bekannt als Eurovisionsmelodie, ist eigentlich ein Lobgesang. Damit nimmt die Jugendkapelle der Stadtkapelle vorweg, was die verschiedenen Musikensembles im Laufe des Konzerts reichlich ernten werden: Lob und begeisterten Applaus für die Leidenschaft und das Können, mit denen die jungen Musiker das Programm gestalten.

Die Jugendkapelle unter Miriam Raspes Leitung, vorwiegend mit Blasinstrumenten besetzt, spielt präzise, mit wohltuendem Klang. Eine Darbietung, die das Publikum auf den Geschmack bringt, das bei diesem ersten Stück schon heftigen Zuspruch artikuliert. Es folgen ein Medley aus dem Film „The Lion King“ und „Leuchtfeuer“, auch dies Filmmusik. Miriam Raspe, in diesem Jahr erstmals Orchesterleiterin des Konzerts, führt durchs Programm und verrät: Filmmusik zieht sich als roter Faden hindurch. Gewissermaßen sind die folgenden Ensembles die sich nun präsentieren, ja das – durchaus ebenbürtige – Auftaktprogramm für den Star des Abends, das Jugendsinfonieorchester (JSO): Es treten nun das von Stefanie Glaubitz geleitete Querflöten-Ensemble sowie das Woodcraft-Ensemble, gemeinsam unter der Leitung von Wolfgang Peter, auf. Zauberhaft und fein intoniert erklingt ein Medley aus „Aladdin“, sodann ein Medley aus „Mamma Mia“, der veritable ABBA-Sound ist flott und reißt natürlich auch wieder das Publikum hin, das die Stadthalle weitgehend füllt. Unter der Leitung von Diana Poppei hat nun „Violontissimo“, das kleine Ensemble, in dem sich der jüngste Nachwuchs erprobt, bevor er je nach Neigung in das JSO wechselt, seinen Auftritt.

„Viking“ kommt gut an, mehr noch „Las Mariposas Exoticas“, ein Stück von Doug Spata, das viel Rhythmus- und Fingerspitzengefühl fordert, da wechselnd die Passagen gezupft und gestrichen werden. Das ist ein erstes Highlight, das spürt man schon an der Reaktion des Publikums, das sich überwältigt zeigt von dieser Darbietung. Im Folgenden treten sie dann selbstbewusst zur Unterstützung des Jugendsinfonieorchesters an, gemeinsam wird ein, nun einmal nicht dem Genre der Filmmusik, sondern eher im klassischen Bereich angesiedeltes „A Festival Rondo“ von Richard Meyer, zum Besten gegeben. Dabei kommen auch einzelne Instrumentengruppen zum Einsatz und man staunt, wie sie in diesem beschwingten Stück immer wieder harmonisch zusammenfinden.

Großer Auftritt des JSO unter Miriam Raspes Leitung, das im Frühjahr ein Probenwochenende in Weikersheim und auch sonst viel Arbeit investiert hat. Etwas Klassisches erklingt zum Einstieg, der „Slawische Tanz Nr. 1“ von Antonin Dvořák. Das wird leicht und tänzerisch, mit Einfühlung und Hingabe gespielt. Am meisten begeistert ist das Orchester von Filmmusik, erklärt Miriam Raspe, doch auch die leite sich ja letztlich von der Klassik ab. So stehen nun die Highlights aus „Jurassic Park“ auf dem Programm, ein anspruchsvolles Medley von John Williams, mit dem das JSO sein Können bravourös unter Beweis stellt und seinerseits einen Höhepunkt für das Konzert setzt. Die Proben mögen nicht einfach gewesen sein, doch „man wächst an einer leichten Überforderung“, so Miriam Raspe, deren präzises Dirigat sicherlich viel zum Gelingen beiträgt. Lebhaft wird das Drama rund um gefährliche wie auch bedrohte Saurier und Menschen erlebbar. Mit Kraft und Ausdruck wird die kontrastreiche Musik vorgetragen, stillere Passagen lösen dramatische ab, das Orchester weiß fein zu differenzieren. Melodisch und mit sinfonischer Klangmacht wird die „Bohemian Rhapsody“ von Freddie Mercury entfaltet, dem Leadsänger und Komponisten der Band Queen. Helle Begeisterung im Publikum, dann treten Stadtkapelle und JSO zum gemeinsamen Abschlussstück an: „Let it go“ ist pure, zauberhaft schöne Musik aus dem Disneyfilm „Die Eiskönigin“.

Im Film wird die Eiskönigin erwachsen, indem sie sich freizaubert und einen prachtvollen Eispalast erbaut. Das passt so gut als Finale: in der Stadthalle spielen sich die Musikschüler frei, indem sie der Musik magische Kraft verleihen, die auch auf sie selbst wirken mag. Ein langer Schlussapplaus und viele Dankesworte von Schüler- und Lehrerseite zeugen von der Freude am Musizieren. Als Zuhörer darf man staunen: über die Zahl wie auch die Vielfalt der Ensembles, über die schönen Erfolge von Proben- und Geduldsarbeit.

Gäubote, 11.06.2024
Gabriele Pfaus Schiller

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