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Viel Applaus und Dank zum Abschluss

Herrenberg: Bravouröses Jubiläumskonzert und wehmütiger Abschied von Dirigent Matthias Beno

Viel Applaus und Dank zum Abschluss

ZoomNach sieben Jahren gibt Matthias Beno die Leitung des Stadtorchesters ab GB-Foto: Vecsey

"Ihr seid ein tolles Orchester" - damit bestätigt der scheidende, sichtbar gerührte Dirigent, was das Publikum durch Bravorufe und begeisterten Applaus seinerseits mehrfach zum Ausdruck bringt. Zu so einem Anlass darf der Auftakt gern feierlich und triumphal sein: Was eignet sich dazu besser als die Akademische Festouvertüre von Johannes Brahms! Sie endet mit dem berühmten Studentenlied "Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus" - da stimmt man gerne zu: Lasst uns also fröhlich sein, so lange wir noch jung sind.

40 Jahre für ein Stadtorchester, das ist ein ordentliches Alter, aber eben andererseits auch ein jugendliches, so temperamentvoll wie es sich an diesem Abend präsentiert. Der feierliche Anlass wird vom Vorsitzenden des Vereins, Wolfgang Welte, gewürdigt, indem er die gute Unterstützung durch die Stadt lobt, ebenso die guten Beziehungen zur Musikschule: Dort probt das Orchester wöchentlich. Es wird auch des Musikers gedacht, der das Orchester einst aufgebaut hat: Der vor zwei Jahren verstorbene Wolfgang Teubner hat es über 20 Jahre lang geprägt und blieb ihm als Bassist treu. Ihm folgten Friedemann Gramm und Doris Froese nach, die inzwischen andere Wirkungsorte gefunden haben.

Auch die Ära Beno endet nun, aber an diesem Abend zeigt er noch einmal, was in dem Orchester steckt. Ballettmusik aus Franz Schuberts "Rosamunde" steht als nächstes auf dem Programm - und damit ein Höhepunkt. Es ist ein Genuss, wie das Allegro moderato sich im harmonischen Zusammenspiel entfaltet. Verhaltene Lebhaftigkeit, Passagen von schwebender Zartheit - Beno scheint die Musik mit dem Taktstock zu formen, die Streicher folgen ihm einfühlsam, ihr Spiel wirkt präzise und fein differenziert. Im eher tänzerischen Andantino ergibt sich ein kontrastreiches Zusammenwirken mit den Bläsern. Man ist freudig überrascht, wie die feinsten Nuancen von Schuberts Musik ausgearbeitet werden.

Danach ergreift das Stadtoberhaupt das Wort: Oberbürgermeister Thomas Sprißler zeigt sich ebenso beeindruckt wie das ganze Publikum und voller Stolz auf das Stadtorchester. Das sagt sich leicht - welche Stadt wäre nicht stolz? Aber es muss betont werden: So ein tolles Orchester hat nicht jede Stadt. Der OB überreicht auch ein Kuvert mit einem Zuschuss für den 2010 gegründeten Verein. Musikschulleiterin Ulrike Goldau gratuliert und weist auf gemeinsame Veranstaltungen mit Musikschülern und Lehrern hin. Auch Günther Ansel wird gelobt: Der Cellist ist der einzige, der seit der Gründung im Orchester sitzt (der "Gäubote" berichtete).

Ein weiterer Höhepunkt folgt, und auch hier überzeugen Können und Spielfreude des Orchesters: die Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. Mit der "Morgenstimmung" beginnt die Musik leise, schwillt an, das Orchester vermag die Musik stimmungsvoll und räumlich erlebbar zu machen. "Ases Tod" lässt die Streicher zu einer Einheit verschmelzen, es erklingt ein Auf und Ab von zarten und kraftvollen Passagen. "Anitras Tanz" ist behände, auch auf den gezupften Saiten der Violinen, der Dirigent scheint mit dem Orchester zu spielen, alles wirkt leicht und doch akzentuiert. Beim "Tanz in der Halle des Bergkönigs" untermalen die Fagotte die Schwere des Tanzes. Beno bringt das Orchester hier auf ein recht flottes Tempo. Insgesamt ein großes Hörvergnügen - das Bravo gilt sowohl der Wahl des Stückes als auch dem Spiel.

Ein Stück von Edward Elgar folgt: "Salut dAmour" ist hübsch und kurz. Als es endet, ist der Saal still und Beno dreht sich um: "Das wars schon." Auch hier viel Applaus. Wolfgang Welte geht noch mal ans Mikro und würdigt das Scheiden von Matthias Beno nach sieben Jahren Dirigat. Welte scherzt über die gewiss nicht einfachen Proben: "Die haben in einem Laienorchester nicht immer von vornherein mit Musik zu tun." Matthias Beno sieht das gelassen: Nach dem Unterricht in der Bläserklasse habe er schon mal Kopfschmerzen, die Instrumente sind nun mal sehr laut, aber nach der Orchesterprobe sei ihm das nie passiert. "Ich bin Bläser, aber ich habe viel von dem Umgang mit den Streichern gelernt", betont er. Dann gibt es noch einmal Brahms: die "Ungarischen Tänze" werden mitreißend vorgetragen. Der bewegte und bewegende Abschied erfährt seine Krönung durch das "Gaudeamus igitur".

Auf das Orchester kann Herrenberg stolz sein, es spielt für ein Laienensemble auf überraschend hohem Niveau. Wer wird den Taktstock übernehmen? Das ist noch nicht entschieden, aber spätestens im Februar 2017 kann man sich überzeugen, ob das Orchester weiterhin in guten Händen ist - da steht das nächste Konzert an.

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