Pressestimmen

Zum Samba Reggae scheint passend die Sonne

Zum Samba Reggae scheint passend die Sonne

Violoncelloensemble unter der Leitumg von Andrés Ruiz-Sará serviert ein paar Cellikatessen GB-Foto: Holom

Dann ist es Zeit für ein letztes Konzert an diesem Ort – die Musikschulband spielt, geleitet von Thomas Rose. Acht Schüler sind dabei. Ihr erstes Lied heißt „Tequila“, die drei Sängerinnen der Band stimmen den Refrain an, und alle sind sie viel zu jung, um mit diesem Getränk vertraut zu sein. Zuvor haben sich die Gruppen der Musikschule vorgestellt, vor der Schule und im Klosterhof – vom Percussion Ensemble bis zum Jugend-Sinfonieorchester reichte die Palette; Tasteninstrumente, Blockflöten, Streicher, Akkordeone spielten auf. Eine der Gruppen servierte mit „Handgemachtes aus der Röhre“ nicht etwa Kuchen oder Braten, sondern die Musik der wie Röhren geformten Holzblasinstrumente; es gab russische Melodien, Tänze der Welt, Tastenzauber. Cellikatessen, Harmonien und Empfehlungen der elementaren Musikpädagogik. „Alle Auftritte sind Highlights“, sagt Ulrike Goldau. „Jede Gruppe, jedes Ensemble und alle Lehrkräfte haben sich ins Zeug geschmissen!“

Das übergroße Bedürfnis wurde durch die Pandemie geboren – „Wir sind so happy, endlich wieder in Präsenz unterrichten zu dürfen. Wir haben im Lockdown permanent digitalen Unterricht gegeben, aber menschliche Begegnungen haben sehr wenige stattgefunden, und für die Musik ist es einfach wichtig, dass Schüler und Lehrer im selben Raum sind.“ Die Menschenmenge vor der Musikschule – dicht und locker zugleich, gedrängt mit Abstand – belegt das. Noch in den Pfingstferien stand nicht fest, ob der Herrenberger Musikschultag 2021 stattfinden würde. Die vielen Stationen in der Stadt, das große Finale auf der Sommerfarbenbühne gibt es nun nicht – dafür den Abschluss in der Bismarckstraße, Auftritte im Klosterhof, Nachmittagskonzerte im Garten des Wiedenhöfer-Stifts und des Altenpflegeheims am Sommerrain. Ulrike Goldau: „Dass es nun so gut geklappt hat, ist ein Segen.“

Im Klosterhof spielten Gruppen unter der Leitung von Diana Poppei, Michael Kraus, Mateus Dela Fonte, Waltraud
Epple-Holom und, zuletzt, Ryoko Yoshihara. Sieben ihrer Schülerinnen sangen Pop und Klassik, deutsche Oper, italienische – Britta Schwarte-Kögler aus Deckenpfronn, ausgebildet als Schulmusikerin, nimmt seit fünf Jahren Unterricht und sang die Arie der Rosina aus „Der Barbier von Sevilla“. „Ryoko Yoshihara bringt mir technische Raffinessen bei“, sagt sie – gut 30 Gäste des Klosterhofs lauschten ihr, auch Wolfgang Kuhn, Gründungsmitglied des Fördervereins der Musikschule, gehörte zu ihnen, ist sehr zufrieden mit dem Niveau der Darbietungen.

Aus dem Keller der Musikschule klingt nach der Mittagszeit ein Schlagzeug heraus, gibt dort, bei offenem Fenster, ein Konzert für jene, die vorübergehen – eine Stunde später, im Garten des Wiedenhöfer-
Stifts und des Heimes Sommerrain, sind es Senioren, die an den Fenstern stehen oder auf den Gartenbänken sitzen und der Musik lauschen – den Streichern, Querflöten, Celli, den Blechbläsern und Holzbläsern, dem Samba Reggae des Percussion Ensembles – und die Sonne scheint dazu.

Gäubote, 12.07.2021
Thomas Morawitzky

Zurück